Kaum näht man ein halbes Jahr mit der Hand, schon ist er fertig, der Herrenbliaut… Im Herbst 2019 konnte er dann zum ersten Mal getragen werden, aber seither gab es leider keine Veranstaltungen mehr, auf denen er hätte ausgeführt werden können.
Über die Auswahl des Stoffes und den veränderten Schnitt hatte ich ja schon bei den Vorüberlegungen geschrieben. Das Material für den Besatz ist Wollköper in Krapp-Doppelfärbung vom Färbehof, gefüttert wurde mit indigogefärbter Seide. Eine Teil der Näharbeiten konnte ich dann im Urlaub auf dem Odilienberg im Elsass erledigen. Im dortigen Kloster entstand im 12. Jahrhundert mit dem “Hortus Deliciarum” eine meiner Lieblings-Quellen und die Gebäude sind nach wie vor geprägt vom Geist dieser Zeit.
Auf diesem Foto erkennt man den Zuschnitt des Bliauts noch einmal genau (die Teile liegen auf dem Pflaster im Klosterhof). Der Ärmelkeil ist hier einmal diagonal gefaltet, im Ganzen wäre dieses Schnittteil quadratisch. Die untere Ärmelhälfte habe ich angesetzt, statt den Ärmel im Ganzen zuzuschneiden. Dadurch kann der Ärmel an der Oberseite bis zum Ellenbogen geschlitzt werden, wie es auf einigen Miniaturen zu sehen ist.
Und jetzt fehlt natürlich noch das passende Untergewand mit Stepperei und einer breiten Borte am Saum… Man ist eben nie fertig!
Die schönen Stiefel stammen übrigens von Reenactmentbedarf Andreas Helfert, Fibel und Schapel von Andy Vogel.
Weitere Beiträge aus der Blogserie “Eine niederadlige Familie um 1170”
Vorüberlegungen zu einem Herrenbliaut
Bilder von Leah-Morgana Stadler und Walburga Schmidt